4L Trophy 2017
Marathon Etappe erster Tag
Der letzte Morgen im Basislager bei Merzouga. Da wir in einem späten Startblock zugeteilt waren (10:30 Uhr), hatten wir genug Zeit für ein ruhighes Frühstück und dem Zusammenpacken unserer Sachen. Dabei hatten wir Unterstützung von Sophie und Kathi vom R4 Team Westfalen, welche uns halfen unseren Handtücher zu trocknen:
Das Camp ist schon fast ganz leer. Wir sind die letzten die heute losfahren werden:
Start der Marathon Etappe: Merzouga - nirgendwo!
Dies sollte den landschaftlich und fahrtechnisch anspruchsvollsten Teil der gesamten Rallye darstellen. Wir starteten leider im vorletzten Startblock um 10:30 und nahmen die Distanz somit als eine der Letzten unter die Räder. Von der Rallyeleitung wurden wir instruiert auf keinen Fall wärend der ersten 50km anzuhalten und sehr, sehr vorsichtig zu fahren. Warum, würde sich uns dann schon erschließen.
Der erste Abschnitt war sehr steinig. Und ich meine steinig! Es ging ein schmales Tal entlang, zwischen sanften, mit Feldbrocken und Steinen bedeckten Hügeln.
Die Piste war nur einspurig, ein ausweichen war nicht möglich, da die Felsbrocken daneben groß wie ein Fußball waren. Wenigstens waren die Steine auf dem Weg mit über-faust-Größe angenehm handlich!
Und so quälte sich eine Kolonne an Renault R4 im Gänsemarsch fast in Schritttempo (maximal 20km/h) Richtung Westen. Gesäumt wurde dieser Marsch nur von Fahrzeugen mit Reifenschäden, die kaum Platz neben dem Pfad fanden um ihren Reifen zu wechseln.
Wie durch ein Wunder überstand das teamR4aut mit Alexander Kurka und Lukas Hauser bisher alle Strapazen in der Wüste ohne Reifenschaden!
Nach den ersten zweieinhalb Stunden Fahrzeit wurde das Gelände wieder offener und weniger steinig. Nun ist überholen wieder möglich!
Mittag in der Wüste: Alexander und Lukas stärken sich mit Inzersdorfer Gulasch.
Der Ausblick beim Mittagessen auf dieser Etappe der 4l Trophy in Marokko ist einfach fantastisch:
Nach einer kurzen Rast geht es gleich wieder weiter Richtung Marrakesch:
Zwischenzeitlich ziehen Wolken auf, und für kurze Zeit fallen einige Regentropfen!
Am späteren Nachmittag sind die Wolken wieder verschwunden und es ist einfach nur ein Genuß, mit unserem Renault R4 den kleinen, steinigen Pfad zu folgen.
Da wir brav laut Zeitplan im vorletzten Startblock los fuhren, war bald absehbar, dass wir es bis zur Dämmerung nicht bis zum Ende dieser Etappe schaffen würden. Da an diesem Abend aber sowieso freies Camping ohne vorbereitetes Camp angesagt war, und es auch erlaubt war unterwegs irgendwo zu übernachten, machten wir uns keinen Stress.
30 Minuten vor Sonnenuntergang erreichten wir einen Checkpoint vor einem Dorf. Unser ursprünglicher Plan war es, nach diesem Dorf unser Nachtlager aufzuschlagen. Da wir dort aber auf ein Team der Deutschen trafen, wollten wir mit ihnen zusammen campieren, und warteten noch auf die restlichen ihrer Teams. Mittlerweile brach die Dämmerung herein und die Rallye-Leitung stoppte alle noch immer ankommenden Fahrzeuge am Checkpoint. Da laut Roadbook ein Abstand von 5 Kilometern zu jedem Dorf eingehalten werden sollte waren wir uns nicht sicher was jetzt zu machen sei! Als dann doch endlich das letzte der Team der Deutschen angekommen war, hatte die Organisation schon damit begonnen die Fahrzeuge wieder zurück, weg vom Dorf zu schicken, um dort einen Platz zum Übernachten zu suchen. Wir sind daher auch ein Stück zurück gefahren und sind nach einem Kilometer einfach abgebogen und querfeldein gefahren um von der Piste wegzukommen.
Uns folgten einige Fahrzeuge, und so trafen wir wieder mit den Belgiern zusammen, welche wir schon im letzten Camp kennengelernt haben.
Bei Lagerfeuer, Dosengulasch und den letzten Bier klang der Abend in gemütlicher Runde aus.
Panorama des Tages:
Marathon Etappe zweiter Tag
Von irgendwo bis Marrakesch:
Der Wecker läutet, irgendwann kurz nach 05:00 Uhr. Gestern haben wir uns vorgenommen, beim ersten Tageslicht zu starten, da noch etwa 20 km Offroadstrecke der gestrigen Etappe laut Roadbook vor uns liegen, bevor es auf befestigten Straßen weiter bis nach Marrakesch geht.
Ich versuche die Stimmung an diesem Morgen mit meiner historischen EOS350d einzufangen. Naja, schnell noch ein Foto und los geht’s. Überraschender weise schafften es auch die Deutschen mit uns rechtzeitig aufzubrechen.
Während wir die letzten Sachen packen, werden wir mit einem fantastischen Sonnenaufgang belohnt:
Nach etwas zwei bis drei Stunden ist das Ende der Offroadstrecke erreicht. Ich wechsle die Winterreifen an der Vorderachse gegen die mitgeführten Sommerreifen, da ab jetzt nur noch Asphalt vor uns liegt, und ich so den Reifenverschleiß für die nächsten 5000 km doch ein wenig reduzieren zu gedenke.Gleichzeitig wird der Luftdruck, sowie Ölstand und Luftfilter kontrolliert. Dank der Luftansaugung auf dem Dach mit Zyklonfilter ist unser Luftfilter in sehr guten Zustand. Lukas tankt noch die letzten Liter Benzin aus den Reservekanistern ins Auto, da ab jetzt diese wieder leer mitgeführt werden müssen, laut Organisation.
Wir sind auf der einen Seite erleichtert, endlich wieder entspannt auf befestigten Straßen unterwegs zu sein, andererseits werden wir so bald nicht wieder solch spektakuläre Offroad Strecken mit unserem Renault R4 fahren.
Ab jetzt geht es kontinuierlich bergauf, hinauf auf den Großen Atlas:
Kurze Rast an einem namenlosen Pass mit wunderbaren Ausblick.
Schmale Straßen, mit sehr dürftiger Seitenbefestigung, winden sich Meter um Meter Richtung Westen empor. Rechts geht es fast 200 Meter steil hinunter. Fest halte ich das Lenkrad und dirigiere unseren kleinen Freund um enge Spitzkehren, wo uns auch so mancher LKW entgegen kommt. Dann muss die gesamte Fahrbahnbreite bis zum Rand ausgenutzt werden.
Etwa gegen Mittag nach einem Fahrertausch meint Lukas, das der Wagen nicht mehr zieht! „WAS das gibt’s doch nicht! Wir fahren Vollgas 80km/h in der Ebene!“ – sagt Lukas. Wir suchen uns eine gute Stelle zum Stehenbleiben und checken den Motor. Luftfilter, ist ganz sauber, dem Schnorchel sei Dank. Vorsorglich wechseln wir ihn trotzdem. Vergaser überprüfen. Drosselklappe geht ganz auf bei Vollgas. Der Motor läuft am Stand super dreht auch gut hoch. Beim Pumpen am Gaspedal sieht man bei Blick in das Ansaugrohr auch wie Sprit hineinspritzt – Beschleunigerpumpe scheint auch zu funktionieren. Was ist da los?
Bei wenig Gas fühlt sich der Motor ganz normal an, mit steigender Drehzahl verliert er aber immer mehr an Leistung. Vielleicht kommt zu wenig Benzin?
Da es aber nicht mehr weit nach Marrakesch ist, beschließen wir nichts zu unternehmen und weiter bis in die Hauptstadt zu fahren, da wir dort dann auch zu den Mechanikern der Organisation gehen könnten. Und fahren tut der Renault R4 ja immer noch. Jetzt ist ein Überholen der anderen Teilnehmer aber nicht mehr möglich, trotzdem können wir immer noch ohne Probleme in der Kolonne mitschwimmen.
Tizi n’Tichka Pass:
Endlich haben wir den höchsten Punkt dieser Etappe erklommen. Es ist mit 5°C nicht gerade warm, und so machen wir schnell ein Foto und fahren weiter.
Ab jetzt geht es nur mehr bergab. Plötzlich kommt der Nebel und die zwischenzeitlich gut ausgebaute Straße wird wieder schmal und schlängelt sich schroffen Felswänden entlang hinunter Richtung Küste. Mit abnehmender Höhe wird die Landschaft grüner und nach ein paar kurzen Regenschauern haben wir die Ebene erreicht.
Es wird schon finster, als wir in Marrakesch einfahren.
Der Verkehr ist hier sehr gefährlich, die Marokkaner fahren irgendwie. Als wir bei Grünlicht, langsam eine Kreuzung queren wollen überfahren wir fast einen Mopedfahrer, der bei Rot von links kommen einfach einbiegt. Eine Vollbremsung, quietschende Reifen und eine Handbreite trennen unseren R4 vom Moped, sowie den Fahrer von einem Sturz und uns vom Ärger mit den marokkanischen Behörden. Gerade noch einmal gut gegangen! Und das auf den letzten Kilometern.
Zielankunft in Marrakesch. Eine menge Leute stehen am Straßenrand und applaudieren. Wir parken unser Auto auf dem vorgesehenen Parkplatz und bekommen dort unser 4-Sterne Hotel zugewiesen.
Kurze Zeit später sind wir auf unserem Zimmer, Koffer ablegen und ab zum Abendessen Buffet.
Mit vollgeschlagenen Bäuchen gönnt sich jeder eine ausgiebige Dusche nach den Strapazen der letzten Tage und versucht den roten Staub der Sahara abzuwaschen.
Wir sind tot müde aber glücklich, es ohne größere Probleme bis nach Marrakesch geschafft zu haben.
Marrakesch - Der freie Tag
Der „freie Tag“ in Marrakesch beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück beim Buffet in unserem 4 Sterne Hotel. Wir lassen unseren Renault R4 auf dem Hotelparkplatz stehen und machen uns mit dem Taxi auf, die Altstadt zu erkunden.
Da Nebensaison ist, sind nicht viele Touristen unterwegs. Das Wetter ist leicht bewölkt aber angenehm warm.
Hier nun einige Bilder von unserem Streifzug durch Marrakesch:
Das Hauptverkehrsmittel in der Altstadt:
Ein winziges Geschäft neben dem anderen. Hier kann alles noch repariert werden, von Mopeds über alte Kühlschränke bis hin zu Tischlereien und Schlosserein, alles auf wenigen Quadratmetern:
Einer Gerberrei. Leider lässt sich dieser Geruch nicht mit der Kamera einfangen...
Am Abend steht die Abschlussveranstaltung auf dem Programm. Dabei gibt es Abendessen und Unterhaltung. Das Veranstalltungsgelände liegt ein bisschen außerhalb unserer Hotels und so fahren wir mit dem Taxi dorthin. Es ist Abendessen mit zwei Flaschen Wein pro Tisch inkludiert. Und das Bier ist auch sehr günstig im Vergleich zu Daheim! Wir lassen es noch einmal so richtig krachen und kommen erst um 04:00 zurück in unser Hotelzimmer!